Zitat aus WuL (Zeitschrift “Wissenschaft und Logos”) 1996 “Erziehung und Selbstvorstellung”, S. 70-88 (der Artikel entstand im Zusammenhang mit einer Studie mit Müttern) von Gabriele Häufele (jetzt Becker, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin und Diplom-Heilpädagogin)
“Wer hat etwas davon, daß Mann sich als “Schläger, Brutalo, Macho, Sexist” ausgeben läßt bzw. verhält? So lange sich ein Mann in dieser statischen Rolle verhält und “vielleicht” auch gefällt, sichert er der Frau ihre Existenzberechtigung als alleinige Versorgerin und ihr Empfinden, daß er ja von ihr als “künstlicher Patriarch” installiert und gestützt wird. Sie kann wähnen, daß sie ihm dadurch überlegen ist und die frühkindliche Unterlegenheit unter Vater ausgleichen kann. Sie baut einen Schutz um ihn und deshalb eben auch bei sich selbst einen “Schutz” vor allen Versuchungen, Lebensfreude zu erfahren, Lebendigkeit und Gefühligkeit zu entdecken. Es ist der Schutz ihrer Position und gleichzeitig Abwehrvor der Möglichkeit, ihn an der eigenen Lebendigkeit sowie an der der Kinder teilhaben zu können, sich von der Erfahrung der Freude mitnehmen zu lassen, Freundschaft zu entdecken zu sich und zu den jungen Menschen.
Frauen in ihrer getarnten Rolle als “Mutter” beuten diese Angst der Männer vor ihrer eigenen Gefühligkeit aus und “schützen” sie davor, indem sie “die gewalttätige Position” des Mannes in der Familie nutzen, um selbst einen Heiligenschein für ihre Mutterfunktionen zu erhalten. Mütter brauchen ihre Partner als “Herrscher”, um darüber ihre eigene Gewalt zu tarnen, erscheinen als “hilfloses Opfer”, da der Mann doch viel stärker ist. Mütter vermitteln ihren Kindern eine Vorstellung davon, wie ihre Väter sie sehen und was sie von ihnen wollen, bzw. erwarten. “Das wird Papa aber nicht gefallen”, “Das muß ich jetzt aber dem Papa sagen, da bist du selber schuld”, “Papa kann ja gar nicht anders, wenn Du so bist ...”
Der Vater befindet sich in dieser statischen Rolle, in sich ohne Position, nach draußen die Position der Mutter vertretend. Den Kindern gegenüber unklar, verschweigend, maßregelnd, bestrafend, um nicht zu enttarnen, was seine tatsächlichen Bedürfnisse sind. Da er sich nicht vorstellen kann, wie er anders sein könnte bzw. sich verhalten könnte, läßt er dies und flüchtet bzw. verflüchtigt sich... wohin auch immer, in Arbeit, Besprechungen, Nützlichkeit... Der Vater fühlt sich draußen aus der Beziehung zu seinen Kindern und seiner Frau, er schützt sich hinter Arbeit und Betriebsamkeit mit nachfolgender Abgeschlafftheit, wenn er abends nach Hause kommt. Dieses Verhalten wird dann noch zusätzlich von der Mutter gestützt bzw. entschuldigt, damit Papa “nicht auf dumme Gedanken kommt”, plötzlich Lust am Leben zu entdecken und Freude am Umgang mit seinen Kindern zu finden, auch nach einem anstrengenden Arbeitstag. Der Effekt bei den Kindern, ob der Flucht und Abgeschlagenheit des Vaters, ist, daß sie sich abgelehnt und nur geduldet empfinden. Die unterschiedlichen Methoden der Aufmerksamkeitsuche bringen dann meist auch keine neuen Erkenntnisse im Umgang miteinander zutage.” (S. 74-75)
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